Dienstag, April 17, 2012

Paul Schmidt

Michael Hampe: Das vollkommene Leben Vierte Preisschrift, 5. Kapitel: „Intensität und Sicherheit als Bedingungen von Glückserfahrungen“

1. Einleitung
Williamson beleuchtet in seiner Preisschrift den Einfluss der modernen Gesellschaft auf den Menschen und dessen Möglichkeit Glück zu erlangen.
Dazu definiert er zuerst einmal, was Glück hier bedeutet, worin es besteht. (Abschnitt 1)
Anschließend teilt er die Welt in zwei Teile: Menschenwelt (persönliche Welt des Einzelnen) und Dingwelt (alles andere) und erörtert Wechselwirkung zwischen beiden (Abschnitt 2), die zu dem Menschen als ein Hybrid führt (Abschnitt 3).
Diesen Welten fügt er eine zeitliche Komponente hinzu, die für das Zustandekommen von Glück und Unglück entscheidend ist (Abschnitt 4).
Nach theoretischen Einführungen befasst sich der Autor mit der kapitalistischen Gesellschaft und der Frage, ob und wie Glück in dieser zustande kommen kann. (Abschnitt 5)

2. : Definition des Glücksbegriffs (S. 203 – 208)
„Ob es das Glück gibt und es für Menschen erreichbar ist, hängt davon ab, was man unter Glück versteht.“ (S. 203)
Ist Glück überhaupt möglich?
T1: Da Menschen nach Glück streben muss es grundsätzlich zu verwirklichen sein. Es ist nicht nur eine Hoffnungkjdfgirgnioe4jHoffnung, sondern wirklicher Zustand. (S. 203)
Glück ist ein Begriff, Begriff ist von Relevanz wenn es Unterschied für Welt macht ob Begriff vorhanden oder nicht, es macht Unterschied ob Begriff von Glück vorhanden oder nicht; Glück ist von Relevanz (= zu verwirklichen)
Glück als Erfahrungssituation ist grundsätzlich für jeden möglich, tritt aber nicht notwendig auf und ist auch nicht notwendig herbeizuführen.
T2: Glück ist mehr als nur Abwesenheit von wirklichem Schmerz, Leid und Konflikten und damit unterschiedlich zum Tod. (S. 205)
Aufzählung von Charakteristika des Glücks: lustvoller, angenehmer, intensiver Zustand ohne behindernde, störende oder verletzende Umgebung mit dem Bewusstsein intensiver Erfahrung und der erlebten Anerkennung durch Mitmenschen
Autor kommt nicht auf alle Punkte zurück, Auflistung stellt jedoch klar, dass Glück sich von der völligen Gefühllosigkeit (= Tod) unterscheidet


T3: Glück ist spezifisches Verhältnis von Intensität und Konfliktfreiheit. (S. 206)
Kernpunkte sind intensive Selbst- und Weltwahrnehmung und Balance aus Intensität und Gelassenheit
Hauptbedingungen des Glücks sind daraus entstehende Intensitätserfahrung und das Erleben eines Sicherheitsgefühls
T4: Glück ist relativ zum Menschen. (S. 207)
Da unterschiedliche Menschen unterschiedliche Intensitätsbedürfnisse haben, haben sie auch unterschiedliche Glückserlebnisse.

3. : Subjektive Kompetenzen zwischen Mensch und Dingwelt (S. 208 – 214)
T1: Gesellschaft teilt sich in Mensch und Dingwelt, die sich gegenseitig beeinflussen. (S. 208)
Umgebung in der Mensch aufwächst beeinflusst dessen Entwicklung (= dessen Subjektivität), während Mensch mit dem Aufwachsen Umgebung beeinflusst (durch Interaktion und Fortschritt).
Dinge erfahren Anpassung an Entwicklung des Menschen durch technischen Fortschritt.
T2: Mensch bildet Wahrnehmungs- und Handlungsgewohnheiten (= subjektive Kompetenzen) aus, ohne die er Fremdheitsgefühl entwickelt, welches dem Ausbilden von einem Sicherheitsgefühl entgegen steht. (S. 211)
Ohne Sicherheitsgefühl ist nach Kapitel eins kein Glück möglich  Unglück
Bsp.: Umgang älterer Menschen mit älteren Wahrnehmungs- und Handlungsgewohnheiten werden mit moderner Technik konfrontiert.
=> Für Mehrheit mag das stimmen, gibt aber auch viele Gegenbeispiele (s. Videotelefonie mit den Enkeln, Aufbereitung alter Videos, etc.).
Durch Änderung der subjektiven Kompetenzen werden dann auch Dinge wieder verändert (z.B. Anpassung der modernen Technik an Bedürfnisse älterer Menschen).

4. : Zusammenhang von Natürlichem, Technischem und Menschlichem als hybrides Kollektiv (S. 215 – 217)
T1: Anpassung entsteht aus „konfliktträchtigen Zuständen“ (S. 215)
passen subjektive Kompetenzen nicht zur Dingwelt, so werden zum einen diese Kompetenzen und zum anderen die Dingwelt verändert
dies geschieht um Bedrohungssituation, die aus Nicht-Zusammenpassen entsteht zu verhindern und Sicherheitsgefühl zu erlangen
T2: Menschliches, Natürliches und Technisches lassen sich nicht trennen. Sie bilden ein hybrides Kollektiv. (S. 215)
Da Menschen und Dingwelt in gegenseitiger Anpassung bestehen ist es nicht möglich nur eines von beiden, ohne Einfluss auf das jeweils andere zu ändern.
Auch unmöglich nur Einfluss auf Menschliches zu nehmen, da es nichts rein menschliches (also von Natur und Technik Unabhängiges gibt).
„Alles Menschliche ist ein Hybrid aus Natur und Technik.“ (S. 216)
Bsp.: trainierter Muskel; an moderne Mediennutzung angepasstes Gehirn
=> Ist die Vernunft nicht etwas rein Menschliches? (s. Sokrates, bzw. Platon; auch Schopenhauer - Vernunft ist das, was Menschen vom Tier unterscheidet)

5. : Komponente der Zeit und des Zufalls (S. 217 – 221)
T1: Ungünstige zeitliche Abläufe führen zu Unglück. (S. 217)
„Ärger, Not und Trauer sind nicht mit dem Glück vereinbar.“ (S. 217)
Drei Beispiele wie Ärger, Not und Trauer aus ungünstigen zeitlichen Abläufen entstehen können.
=> Unklares drittes Beispiel (Trauer) - Trauer entsteht nicht aus schlechter Zeitlichkeit (eher Beispiel für Not des Kindes), Trauer bestünde egal zu welchem Zeitpunkt die Mutter stirbt - Beispiel für Trauer aus ungünstiger Zeitlichkeit: Kind stirbt vor Eltern - Trauer bei Eltern
T2: Die Welt besteht in Ereignissen, die in Abfolgen und Gleichzeitigkeiten ablaufen. Diese können sowohl glücklich als auch unglücklich sein. (S. 218)
Vier Beispiele für glückliche und unglückliche Abfolgen und Gleichzeitigkeiten:
Glückliche Gleichzeitigkeit: zufälliges Treffen eines guten Freundes
Unglückliche Gleichzeitigkeit: sich zum Zeitpunkt eines Blitzeinschlags an dem Ort desselben zu befinden
Glückliche Abfolge: Reihe von medizinischen Tests und Behandlungen, die erst zur Diagnose und dann zur Heilung einer gefährlichen Krankheit führen
Unglückliche Abfolge: verschiedene menschliche und technische Fehler, die dann zu einer Katastrophe führen (z.B. Flugzeugabsturz)
T3: Zufall hat Einfluss auf das Glück des Menschen. (S. 219)
Gleichzeitigkeiten und Abfolgen erhalten dadurch, dass sie in Zusammenhängen stehen Bedeutung und Bewertung vom Menschen
Gleichzeitigkeiten und Abfolgen haben Einfluss auf Lebensglück (eben durch Bedeutungszuschreibung ihrer eigenen Glücklich- bzw. Unglücklichkeit)
Werden zum Teil oder vollständig durch Zufall bestimmt.

6. : Möglichkeit des Glück in der kapitalistischen Gesellschaft (S. 221 – 231)
T1: Realisierbare Lebensplanung gibt Sinnzusammenhänge und Sicherheitsgefühl.
(S. 221)
Planbarkeit schafft sicheres Umfeld und macht es möglich Sicherheitsgefühl zu erleben (Kernbedingung des Glücks, s. weiter oben)
„Menschen wissen, wer sie sind und was ihre Welt ist, weil sie gewohnheitlich in ihre Welt passen.“ (S.221)
T2: In kapitalistischer Gesellschaft gerät durch ständig verlangte Anpassung Identität des Individuums in Gefahr. (S. 221)
durch Fortschritt ständige Veränderung der Dingwelt
dadurch aufgrund von Wechselwirkung ständige Veränderung der eigenen Gewohnheiten und subjektiven Kompetenzen (welche Identität ausmachen)
keine Konstanz in subjektiven Kompetenzen  keine beständige Identität mehr auszumachen
T3: In kapitalistischer Gesellschaft ist keine Ausbildung von Sicherheitsgefühl mehr möglich. (S. 222)
Planbarkeit als notwendige Grundlage von Sicherheitsgefühl geht durch ständige Veränderung der Verhältnisse verloren
Zufall spielt immer größere Rolle
Sicherheitsanspruch des Menschen wird als Wert nicht mehr anerkannt, stattdessen Flexibilität und Risikobereitschaft gefordert
T4: Geplanter Rausch tritt an die Stelle von realisierbarer Lebensplanung als Weg zum Glück. (S. 223)
Im Rausch ist intensives Erleben gegeben (Kernbedingung des Glücks)
Sicherheitsgefühl gegeben, da Rausch „fest umrissene Zeit der Intensivierung [der] Erfahrung unter abgesicherten Bedingungen“ (S. 222)
Rausch bringt aber Gefahren mit sich: Suchtgefahr und Störung der Fähigkeit zur Lebensplanung (nicht weiter relevant, da ohnehin nicht möglich)
Geplanter Rausch funktioniert nur als Ausnahmezustand - Glück nur als Ausnahmezustand
T5: Ständiger und rasanter Wechsel der Verhältnisse im Rausch führt zu sozialer Desorientierung. (S. 225)
Rausch in alltäglicher Form als „Hochgefühl des Wechsels“ (S. 224) durch ständige rasante Veränderung der Verhältnisse spürbar
Ständige Anpassung bringt intensive Erlebnisse / Rausch
Jedoch durch Ungewissheit und Einfluss des Zufalls keine Planbarkeit / kein Sicherheitsgefühl.
Verbrauchen der Ressource Lebenszeit durch ständige Anpassungsanstrengungen
Daraus entstehend Zeitmangel zur vollständigen Anpassung an neue Verhältnisse. Leben in Verhältnissen, an die man nicht angepasst ist : soziale Desorientierung
T6: Glück ist in kapitalistischer Gesellschaft nur unter Einfluss des Zufalls als nicht planbare intensive Erfahrung möglich. (S. 230)
„Intensive Erfahrung tritt unverhofft und nicht planbar ein.“ (S. 230)
Durch ständige dynamische Veränderung des Menschen und der Dingwelt und der daraus entstehenden wechselwirksamen, wieder Veränderung antreibenden Anpassungen ist kein Sicherheitsgefühl möglich.
Planbarkeit guten Lebens geht verloren.
Dementsprechend nur zufällige glückliche Abfolgen als Weg zum Glück in moderner Gesellschaft (neben dem Ausnahmeglück des geplanten Rausches).

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